Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Florian Duda: Emotionen in Sprache und Bild – Die Darstellung von Nähe und Distanz in multimodalen Zeugnissen Holocaust-Überlebender

1 Hauptziele und Forschungsfragen

Im Rahmen meines Projektes sollen Zeugnisse Holocaust-Überlebender in Form von Videointerviews und interaktiven digitalen 3D-Zeugnissen hinsichtlich der Darstellung von Emotionen multimodal anhand von Verlustbeschreibungen aus einer kognitionslinguisti-schen Perspektive untersucht werden. Eine multimodale Analyse der genannten Kommunikate bietet sich deswegen an, da sich Emotionen in Zeugnissen dieser Zeitzeugengruppe teils nicht direkt in sprachlichen Ausdrücken widerspiegeln, sondern in nonverbalen und paraverbalen Kodes ausdrückt werden, die mit den verbalen Textteilen in einer vermeintlich disgruenten Beziehung stehen. Bei näherer Untersuchung der sprachlichen Konzepte, die diesen scheinbar emotionslosen Schilderungen zugrunde liegen, zeigt sich jedoch, dass diese im ersten Moment als kalt wahrgenommenen Äußerungen eine Form der sprachlichen Bewältigung der Extremsituation darstellen können (Vgl. Schwarz-Friesel 2011). Ausgangspunkt hierfür bilden neurowissenschaftliche Erkenntnisse, die deutliche Belege für den Einfluss von Emotionen auf Kognition und sprachliche Prozessierung liefern (Vgl. bspw. Damasio 2003).

Hauptziele des Forschungsprojektes sind zum einen die Schließung des bestehenden Forschungsdesiderats hinsichtlich einer umfangreichen und systematischen Studie zur Sprache von Holocaust-Überlebenden innerhalb von Schilderungen von emotionalen Extremsituationen. Darüber hinaus sollen Emotionen inmitten dieses Forschungsvorhabens multimodal verstanden werden und paraverbale sowie nonverbale Marker für Emotionen in Beziehung zu den verbalen Äußerungen gesetzt werden. In diesem Kontext soll die Beziehung zwischen Text, Mimik, Gestik und Prosodie bei der Schilderung von Verlusterlebnissen untersucht werden.

Ferner ist es im Zuge der Analyse der Kommunikate auch ein Anliegen, das Spannungsfeld von Emotion und Kognition im Vermittlungskontext und der Auseinandersetzung mit der Shoah miteinzubeziehen.
Im Zentrum dieser multimodalen Analyse sollen dabei folgende erkenntnisleitende Fragen stehen:

  • Wie werden Emotionen innerhalb von Verlustbeschreibungen sprachlich dargestellt und welche besonderen, sprachlichen Konzepte finden dabei Verwendung?
  • Wodurch werden Emotionen auf non- und paraverbaler Ebene markiert?
  • In welcher Beziehung stehen verbale, non- und paraverbale Modalitäten zueinander?
  • Lassen sich bestimmte Kommunikationsstrategien bei der Beschreibung von emotionalen Extremsituationen feststellen?

2 Literatur

Damasio, A. R. (2003). Der Spinoza-Effekt. München: List.

Schwarz-Friesel, M. (2011). Sprache und Emotionen. Germanistische Studien, Jubiläumsausgabe 10, 128-139.

 


Servicebereich