Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
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Kooperationsseminar

"Der Junge auf dem Berg"

26.04.2019

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In Kooperation mit dem Arbeitskreis Jugendliteratur e.V., dem NS-Dokumentationszentrum und der LMU München wurde am 10. April 2019 ein Pilotprojekt am NS-Dokumentationszentrum initiiert. Dabei setzte sich eine 9. Klasse der Maria-Ward-Mädchenrealschule aus Berg am Laim in München in einem mehrstündigen Workshop mit dem Buch „Der Junge auf dem Berg“ von John Boyne auseinander, das im Jahr 2018 von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert worden war. Den Auftakt der Veranstaltung gestalteten dabei zwei Mitglieder des Würzburger Leseclubs „Lesezeichen“ mit einer Begründung für die Nominierung des Romans sowie einer Vorstellung ihrer Arbeit in der Jugendjury. Darauf folgte ein inszeniertes Interview, in dem der Bestseller-Autor des Werkes „Der Junge auf dem Berg“ John Boyne, gespielt von Lisa Schwendemann, Auskunft über den Entstehungshintergrund des Jugendromans und seine spannenden Zukunftspläne gab.
Der Fokus des Workshops lag auf der Vorbereitung und Durchführung eines Rollenspiels in Form einer fiktiven Gerichtsverhandlung, in der über die Taten des Hauptprotagonisten Pierrots bzw. Peters auf dem Obersalzberg während des Zweiten Weltkrieges geurteilt werden sollte. Dabei setzten sich die Schülerinnen in einer vorbereitenden Gruppenphase mithilfe ausgewählter Textpassagen aus dem Roman sowie historischer Materialien mit jeweils einer Figur aus dem Buch auseinander, die in der Gerichtsverhandlung als Zeuge/in auftreten sollte. Anhand der Unterlagen erhielten die Schülerinnen einen Eindruck von ihrer Zeugin oder ihrem Zeugen und ihrer/seiner Position zu Peters Taten. Ein schriftlich formuliertes Statement, das die jeweilige Haltung unterstrich, wurde in der anschließenden Gerichtsver-handlung vorgetragen.
Der schwierige Aushandlungsprozess zwischen der Schuld und Unschuld Pierrots bzw. Peters zeigte sich sowohl in der Zeugenbefragung vor Gericht als auch in einer anschließenden Online-Umfrage: Beides brachte kein eindeutiges Ergebnis. Den Workshop beschloss eine angeregte und teils hitzige Diskussion unter den Schülerinnen, bei der das Dilemma deutlich wurde: Inwiefern ist es Pierrot bzw. Peter aufgrund seines infantilen Alters und seiner manipulativen Umgebung möglich, die Situation und sein Handeln zu beurteilen? Inwiefern hat er sich andererseits durch seinen blinden Gehorsam, seinen Verrat und seine Mitwisserschaft schuldig gemacht? Und kann ein minderjähriger Junge für seine Taten rechtlich überhaupt belangt werden?
Was bleibt, ist nicht nur die Frage nach dem Richtig oder Falsch, sondern auch die Frage nach den eigenen Handlungs- und Entscheidungsspielräumen, die man in der Zeit des NS-Regimes hätte haben und nutzen können.
Die unterrichtlichen Überlegungen und didaktischen Materialien zu dieser Kooperationsver-anstaltung sind auf der Webseite des Projektes „Nähe und Distanz“ unter dem Reiter „Service/Materialien“ zu finden. Zudem ist das erarbeitete Konzept unter dem Link https://epub.ub.uni-muenchen.de/61742/ abrufbar.

 

Gruppenarbeit zu John Boynes Der Junge auf dem Berg

Gruppenarbeit zu John Boynes „Der Junge auf dem Berg“ © AKJ


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