Didaktik der deutschen Sprache und Literatur
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Cathrin Eckerlein: Kulturelle Bildung auf dem Prüfstand – Studentische Perspektiven auf die Vermittlung von Holocaust und NS-Verbrechen

Beschäftigen sich (angehende) Lehrkräfte heutzutage in der Schule mit dem Thema Holocaust und Nationalsozialismus, so sehen sie sich vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Während die historische und emotionale Bedeutsamkeit der Thematik bei Schüler(inne)n hohe Erwartungen an die schulische Vermittlung erzeugt, fühlen sich Lehrer(innen) ob der Komplexität des Themas und der an die Unterrichtsgestaltung herangetragenen Forderungen häufig verunsichert (vgl. Langer et al. 2008). Für eine sachgerechte und didaktisch sinnvolle Darstellung des Unterrichtsgegenstands benötigen (angehende) Lehrkräfte folglich nicht nur ein solides Grundwissen über die Geschichte des Holocaust und Nationalsozialismus, sondern auch Kenntnis über unterrichtspraktische Umsetzungsmöglichkeiten. Wirft man aber gegenwärtig einen Blick auf das entsprechende universitäre Angebot, so stellt man fest, dass Lehramtsstudierende im Rahmen ihres Hochschulstudiums mit der Thematik oft gar nicht in Berührung kommen (vgl. Kahle/Nägel 2017). Zudem fehlt es dem Themenfeld immer noch an einer hinreichend komplexen didaktischen Theoriebildung sowie einer empirischen Fundierung und Modellierung von Vermittlungsprozessen (Birkmeyer/Kliewer 2010).

Das vorliegende Dissertationsprojekt möchte diesem Desiderat Rechnung tragen, indem es Lehramtsstudierende der Germanistik, die im Bereich der Deutschdidaktik an einem universitären Seminar zur Kinder- Jugendliteratur über den Holocaust teilgenommen haben, zu ihren Perspektiven auf Vermittlungsprozesse von Holocaust und NS-Verbrechen beforscht. Mithilfe leitfadengestützter Einzelinterviews (und der im Rahmen des Proseminars entstandenen Seminararbeiten) soll ein präzises Verständnis der individuellen Motive einer Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex, der Nutzung medialer und historischer Darstellungsformen des Holocaust sowie der (didaktischen) Vorstellungen der Studierenden hinsichtlich der Vermittlung der Thematik gewonnen werden.

Zur Auswertung der Daten wird auf die Methodologie der Reflexiven Grounded Theory (Breuer et al. 2018) zurückgegriffen. Dieser Forschungsstil ermöglicht nicht nur das Verstehen, Deuten und Auslegen alltagsnaher und lebensweltlicher Phänomene, sondern erfordert auch eine stätige Selbstreflexion der forschenden Person und ihrer subjektiven Involvierung in das Feld (Forscherin, Feldteilnehmerin und Dozentin).

Literatur:


Birkmeyer, Jens/Kliewer, Annette (2010): Einleitung, in: Birkmeyer Jens & Kliewer, Annette (Hrsg.), Holocaust im Deutschunterricht. Modelle für die Sekundarstufe I, Baltmannsweiler: Schneider, S. 3-13.

Breuer, Franz (2018): Reflexive Grounded Theory. Eine Einführung für die Forschungspraxis, Wiesbaden: Springer.

Kahle, Lena/Nägel, Verena (2017): Die universitäre Lehre über den Holocaust in Deutschland [22.12.2019].

Langer, Phil C./Cisneros, Daphne/Kühner, Angela (2008): Aktuelle Herausforderungen der schulischen Thematisierung von Nationalsozialismus und Holocaust. Zu Hintergrund, Methodik und Durchführung der Interviewstudie, in: Einsichten und Perspektiven. Bayerische Zeitschrift für Politik und Geschichte, H. 1, S. 1-17.


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